– Wer ist der Nattmann? –
Es geht um Müll. Und der war schon immer ein Problem für Städte und Gemeinden. Denn das, was nicht mehr benötigt wird oder nicht mehr nützlich ist, wird entsorgt, weggeschmissen und … ja, was passiert dann?
Er landete auf der Straße, im Wald, wurde an die Schweine verfüttert, verbrannt oder anderweitig „gesammelt“ – aus den Augen, aus dem Sinn. Später, als das Problem der Epidemien und Gesundheitsprobleme erkannt wurde, ging häufig nur noch darum, ihn aus der Stadt herauszubekommen.
Eine Herausforderung in einer Zeit, in der es noch keine Müllabfuhr gab. Hier kam der Nattmann (pl. Nattmenn) ins Spiel, dessen Beruf war es, sich darum zu kümmern. Früher wurde er auch als „rakker“ = Abdecker bezeichnet.
Christian II. ordnete in einem Gesetz von 1521 an, dass alle Marktplätze einen rakker beschäftigen mussten.
Es war kein angesehener, sondern ein verachteter Beruf, aber er bot die Möglichkeit der Todesstrafe zu entgehen oder eine Begnadigung zu erhalten.
Zu seinen Aufgaben gehörte das Fangen wildernder Hunde, das Entleeren der Außentoiletten und Entsorgen und Begraben von toten Tieren oder Leichen nach einer Hinrichtung. Da er anfangs nachts seiner Tätigkeit nachging, entstand der Begriff des „Nattmann“ (natt für Nacht).
Ursprünglich war er ein Gehilfe des Henkers, doch als es im 18. und 19. Jahrhundert aber immer weniger Hinrichtungen gab, kamen immer mehr Reinigungsarbeiten hinzu.
Nachts wurden dann die Überreste durch die Natmandsstrædet (oder auch Rakkerstrædet, jetzt Pilestredet) zum Natmandshaugen (Höhe Rikshospitalet) gebracht.
1823 zog der Nattmann zum Korpehaugen (heute Sternspark) um.
1792 wurde der Begriff zwar in Kopenhagen abgeschafft und durch Müllmann ersetzt, aber noch 1831 wurde die Stelle des Nattmanns in Christiania (heute Oslo) vergeben. Die Bewerbungsunterlagen können heute noch eingesehen werden.
Erst 1871 wurde der Nattmann abgeschafft, da zum einen die Bevölkerung den Gestank nicht mehr in der Stadt haben wollte, zum anderen aber auch die Notwendigkeit erkannt wurde, neben einer guten Wasserver- und -entsorgung, auch die Müllentsorgung neu zu organisieren.
Im selben Jahr brannte auch noch das Haus des Nattmanns ab – eine Epoche ging zu Ende.
Erst 1896 wurde in Kristiania (ab 1877 mit „K“ geschrieben) ein städtischer Abfalldienst eingerichtet.
Der Stenspark
Früher war hier, neben dem Nattmann, auch einmal eine Streichholzfabrik und ein Friedhof. Der Name stammt vom früheren Bauernhof Steinn.
Der höchste Punkt ist Blåsen (81 m ü.d.M.), ursprünglich eine kahle, windige Felserhöhung, daher auch der Namen, von «wehen», «blasen»
Seit 1930 wird die Umgebung als Park genutzt.
Weitere Links:
Wikipedia Norwegen
Stand: 01.2024
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