Nachtrag vom 02.10.2022: siehe unten
Ein Experiment zur Geschwindigkeitsreduzierung
Vor einigen Wochen lass ich zum ersten Mal von diesen neuen Bodenwellen und war, aus persönlicher Erfahrungen mit ähnlichen Dingern, sehr an dem Thema interessiert.
Denn in den letzten Jahren ist es mir mehrfach passiert, dass ich mich in einem Wohngebiet, auf einem Parkplatz oder einer verkehrsberuhigten Straße befand und nicht mehr daran gedacht hatte, dass vor mehreren hundert Metern das Hinweisschild „Bodenwellen“ stand.
Da diese Dinger optisch auch noch der Umgebung angepasst, ja getarnt sind und sich dem Straßenbild anpassen, d.h. schwarzer Asphalt mit schwarzem Hoppel, fuhr ich schon ungebremst über die Dinger – und das war für das Auto sicherlich nicht gut, zumal ich danach anhalten und aufräumen musste. Die Hoppel sind hoch, kommen unvermittelt und sind echt brutal für das Auto. So ein Vito bringt 2,4t auf die Waage, liegt gut auf der Straße, bei so einem Ding hebt er aber hab!
Nun haben sich die Norweger, inspiriert von den Schweden etwas Neues ausgedacht.
Also habe ich mich auf die Suche nach dieser neuen Idee gemacht, bevor sie im Mai schon wieder zurückgebaut wird. Und nach etwas Suchen habe ich sie gefunden.
„Gummiwürste“ (gummipølser) in der Fahrbahn.
Fasziniert habe ich mir den Verkehr einige Minuten angeschaut und das Verhalten der Autofahrer beobachtet.
Die Pkws sollen langsamer fahren, während Busse und Lkws, aufgrund ihres Gewichts, schneller und problemloser über sie hinweg fahren können.
Zum einen kann ich bestätigen, dass das Überfahren recht laut ist und für die Anwohner langfristig nervtötend sein dürfte. Ein Umstand, der auch in der Presse moniert wurde, und dazu führte, dass der Test an einer anderen Stelle schon wieder beendet wurde.
Wenn die Straßenbahn aber vorbeifährt, übertönt diese alles.
Das Geräusch der Gummiwürste hört man nicht mehr, es ist aufgrund des kontinuierlichen Straßenverkehr aber dauerhaft zu hören, auch nachts.
Zum anderen scheinen viele Autofahrer nicht zu verstehen, wie sie über die Dinger fahren sollen. So konnte ich Autofahrer beobachtet, die rechts oder links, und über den Fahrradweg (von der Straße abgegrenzter Bereich) versuchten auszuweichen, was ja nicht der Sinn sein kann. Diese fahren dann aber geräuschlos durch den Bereich.
Andere fahren relativ ungebremst darüber hinweg, was auch nicht so gut ist.
Abruptes Bremsen macht die Sache für den nachfolgenden Verkehr nicht besser. Denn rein optisch ist für den ankommenden Autofahrer nicht ersichtlich, dass die „Schwellen“ aus Gummi sind, der erschrockene Fahrer kann hier alles mögliche vermuten.
Letztlich scheinen die Gummiwürste ihren Zweck nicht zu erfüllen, nämlich den Verkehr in der Nähe des Krankenhauses „Ullevål sykehus“ zu beruhigen. Den Verkehrslärm reduzieren sie jedenfalls nicht.
Die Leute können oder wollen das Prinzip nicht verstehen, denn optisch sehen sie unspektakulär aus, sind dann aber doch nicht zu unterschätzen.
Auf der anderen Straßenseite wurde das Ganze aber schon vor dem eigentlichen Ende wieder zurückgebaut – in eine „normalen“ Bodenwelle.
Da weiß man, was einen erwartet, und der Verkehr fließt insgesamt leiser.
Bilder aus eigener Quelle
Weiteren Links: Dagbladet: Ny smart fartshump i Oslo: – Vekker reaksjoner (dagbladet.no)
Nachtrag:
Die eigentliche Idee, schwereren Fahrzeugen und Bussen das Überfahren zu erleichtern, wird nach dem Ende der Testphase ausgewertet. Bei den Auswertung werden aber auch die negativen Rückmeldungen aufgrund der Lärmbelästigung berücksichtigt, so dass jetzt schon klar zu sein scheint, dass sie nicht in der Nähe Wohngebäude gebaut werden.
Und so ist abzuwarten, ob überhaupt noch weitere Bodenwellen dieser Art installiert werden.
Mittlerweile wurde alles zurückgebaut. Man sieht nur noch eine „normale“ Bodenwelle, und ein vergessenes Hinweisschild.